125 Jahre Bereitschaft Freising

25.-27. September 2009

 

Chronik der BRK Bereitschaft Freising


Schon über einen längeren Zeitraum war man bemüht das Versorgen von Verletzten ebenso gut in den Griff zu bekommen, wie das Löschen von Bränden. Am 9. Juni 1884 gründeten deshalb einige Feuerwehrmänner die Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Freising.
Doch bald verselbständigte sich diese Abteilung und wurde zur Freiwilligen Sanitätskolonne Freising.
Man veranstaltete regelmäßig Ausbildungsabende mit Arztvorträgen und viele Übungen, um bestens für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Die Kolonne wuchs. Reisemärsche in den Landkreis, verbunden mit größeren Übungen förderten die Kameradschaft, und das praktische Können wurde eingeübt und gefestigt.

 

Das früheste, bisher bekannte Foto der Freiwilligen Sanitätskolonne Freising, aufgenommen bei einer Übung im Gelände, im Mai 1900. Im Hintergrund ist der umgebaute Wagen zu sehen, rechts vorne die neue Rolltrage.
  Bisher hatte man schon einen umgebauten Leiterwagen, der von Pferden gezogen wurde, als Transportfahrzeug für mehrere Verletzte. Um die Jahrhundertwende kaufte man sich eine fahrbare Krankentrage für 400RM.
Kranken- und Verletztentransporte, sowie Sanitätsdienste führte man besonders gewissenhaft durch und so gelangten die Rotkreuzler bald zu großem Ansehen in der Bevölkerung.
 

So sah der erste Freisinger Sanitätswagen aus.
Laut Zeitungsbericht des Freisinger Tagblattes vom 18.12.1926 ist es ein 10/45 PS Protos-Wagen, der in der modernsten Ausführung eines Sanitätsautos hergestellt ist und in seinem Transport-Abteil zwei Liegebahren und zwei Sitze aufweist; im übrigen ist der Wagen mit allen neuzeitlichen Einrichtungen ausgestattet, hat u. a. einen sehr reichhaltigen Verbandskasten, elektrische Heizung und Beleuchtung, sowie Ballonreifen, die mit einer vorzüglichen Federung der Chaffis jede Stoßwirkung beim Fahren bis auf ein fast unmerkliches Minimum abmildern.
  Über die Zeit des 1. Weltkrieges gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen. Nur, dass die Zahl der Kolonnen-Mitglieder auf 66 Mann angestiegen war, und dass bis zum Jahre 1916 in den hiesigen Lazaretten 3442 Verwundeten-Transport erledigt wurden.

Nach dem Krieg, 1922 richtete man bei der Telefonzentrale im Rathaus eine Nebenstelle für das Rote Kreuz ein, um die Hilfeleistungen zu beschleunigen.
In diesem Jahr - man war immer noch ohne Auto - wurden 110 Lokaltransporte und 16 auswärtige Transporte erledigt.

1924 beging Freising acht Tage lang das große Korbiniansfest (1200-Jahr-Feier). Die Kolonne leistete in diesen Tagen in mehr als 2500 Fällen Hilfe.

Ein schweres Eisenbahnunglück in Langenbach im August 1926, forderte 13 Tote und 29 Verletzte. Helfer und Opfer wurden mit Pferdefuhrwerken, Brauereiwagen, einem Bus und einem Kaufhaus-Fahrzeug befördert.
Noch im selben Jahr kaufte man das erste Sanitätsauto für Freising. Es war ein Protos-Krankenwagen in modernster Ausführung, von der Firma Siemens und Schukert.

Im Jahre 1934 wurde die Frauenbereitschaft Freising gegründet. Streng getrennt von der Kolonne hielt man die Ausbildungsabende ab. Die meisten Frauen machten zuerst eine Ausbildung zur Schwesternhelferin. Zu ihren Aufgaben gehörten vor allem Sanitätsdienste, und auch als Beifahrer in den Sanitätsautos waren die Schwestern unentbehrlich. Pflege und Nachtwachen bei Schwerkranken, abhalten von Ausbildungskursen, Sammlungen aller Art, Glückshafendienste usw. waren zu bewältigen.

 


Gruppenfoto der Frauenbereitschaft Freising um 1937.

 

Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges hatte die Kolonne den Befehl erhalten für die Bevölkerung "Kurse in Erster Hilfe im Rahmen des Luftschutzes" abzuhalten.
Währen des Krieges waren Rotkreuzler nahezu im Dauereinsatz.
Soldaten, die mit Zügen durch Freising fuhren, wurden mit Getränken und Suppe versorgt, man half beim Aussteigen und bei sonstigen Bedürfnissen.
Einige Schwestern der Frauenbereitschaft bereiteten z. B. in der Küche des Kolosseums Mahlzeiten für Bedürftige zu.
In den Lazaretten benötigte man viele Helferinnen. Rotkreuz-Frauen waren hier ständig im Einsatz.
Zeitweise führte nur ein Kolonnenmitglied die anfallenden Transporte durch und hatte seine liebe Not Beifahrer zu finden.
Wenige Tage vor Kriegsende, am 18. April 1945, starben 228 Menschen bei einem Fliegerangriff auf Freising. 38 wurden schwer verletzt.

Nach dem Krieg half das Rote Kreuz maßgeblich mit, wieder Ordnung in den Alltag der Menschen zu bringen und Hilfe zu leisten, soweit irgend möglich. So wurden z. B. viele Sammlungen veranstaltet. Vor allem war Geld nötig, aber auch Sachspenden wie Kleidung, Nahrungsmittel, Wolldecken, Spielzeug usw. wurden dringend gebraucht und an Bedürftige weitergegeben. Hier waren besonders die Frauen vom Roten Kreuz aktiv.

Der Suchdienst entstand im 2. Weltkrieg. Besonders ab den Jahren der Vertreibung war er nicht mehr wegzudenken. Auch im Kreisverband Freising waren die Helfer damit beschäftigt Vermissten- und Suchanzeigen zu notieren und zur Sammelstelle weiterzuleiten. So konnte sehr vielen Menschen bei ihrer Suche geholfen werden.

Inzwischen unterstützten viele ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, organisiert in den Frauenbereitschaften, Schwesternschaften, Frauenvereinen vom RK, den Sanitätskolonnen, der Wasserwacht und auch des Jugendrotkreuzes, die wenigen Hauptamtlichen der Kreisstelle Freising (ab 1947 Kreisverband) in der Erdinger Str. 6.

 

Die Sanitätskolonne Freising um 1948.

 

Endlich hatte man ein eigenes Vereins-Heim mit genügend Räumen und Garagen. Der Neubau in der Rotkreuzstraße konnte 1956 eingeweiht werden.
Einige Wochen später, als es im benachbarten Krankenhaus brannte, brachte man die evakuierten Patienten kurzerhand ins Rotkreuzheim in Sicherheit.

Das Rote Kreuz in Freising entwickelte sich prächtig. Es gab viele Neuerungen, wie z. B. den Technischen Dienst, den Fernmeldedienst, Unterricht im Funkverkehr und sogar eine Nähstube wurde eröffnet. 1963 stattete der Kreisverband drei Sanitätsfahrzeuge mit Funk aus und installierte eine Funkstation im Rotkreuz-Heim.

Auch die Breitenausbildung der Stadt- und Landbevölkerung war ein wichtiger Bestandteil der Rotkreuz-Arbeit. Neben Erster Hilfe wurden auch folgende Kurse angeboten: Sofortmaßnahmen am Unfallort, Häusliche Krankenpflege, Säuglingspflege, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Sanitätsausbildung und von der Wasserwacht natürlich Schwimmkurse.

Man betreute fast täglich den sogenannten "Alten Club", in einem eigenen Raum im Anbau des Rotkreuz-Heimes. Hier fanden viele Senioren nicht nur Wärme in Form von geheizten Räumen, sondern auch freundliche Aufnahme und Geselligkeit. Das BRK vermittelte für die Leute auch Kur- und Erholungsaufenthalte, die es zum Teil sogar noch bezuschusste.

Eine neue Einrichtung revolutionierte den Rettungsdienst 1971 auch in Freising. Der Notarztdienst wurde eingeführt. Der erste Notarztwagen, durch Spenden finanziert, konnte am Marienplatz geweiht werden.

 

1971 wurde der erste Notarztwagen am Marienplatz geweiht.
 

Das Rote Kreuz organisiert weltweit Hilfe. Auch Freisinger Rotkreuzler meldeten sich hin und wieder zu Auslandseinsätzen. Sie leisteten z.B. in Algerien, Äthiopien und Italien bei Erdbeben oder Hungerkatastrophen aktive Hilfe vor Ort.

Nach einem Erste Hilfe Kurs und mehreren Übungsabenden bildete sich 1975 in Hemhausen eine neue, sehr aktive Rotkreuz-Gruppe, die der Bereitschaft Freising angehört. Früher einmal gehörten insgesamt 15 solcher Ortsgruppen zum Kreisverband Freising.

Die Rettungsleitstelle München, die unter anderem auch das Gebiet von Freising einschloss, wurde 1978 in Betrieb genommen. So konnten die Einsätze jetzt überregional koordiniert werden und der Rund-um-die-Uhr-Funkdienst fiel für die Freisinger Kameraden weg.

Im Mai 1982 bekochten und verköstigten Feldküche, Sanitäter und Schwestern ca. 370 behinderte Menschen und deren Betreuer, die mit dem "Sonnenzug" während ihrer mehrtägigen Urlaubsfahrt einen Zwischenhalt am Freisinger Bahnhof machten.

Mittelbeschaffung war schon immer ein sehr wichtiger Bestandteil der ehrenamtlichen Tätigkeit. Von je her waren Lotterieausspielungen ein gutes Mittel wohltätige Vereine finanziell zu unterstützen. Seit 1951 darf das Rote Kreuz im Freisinger Volksfest einen Glückshafen zu seinen Gunsten betreiben. Über viele Jahre waren Haus- und Straßensammlungen eine wichtige Einnahmequelle. Aber auch durch verschiedene Veranstaltungen wie z.B. Schafkopfrennen, Adventsverkauf, Altpapier- und Altkleidersammlungen, usw. kann man Geld einnehmen, um Notwendiges zu finanzieren. Heute unterstützen viele passive Mitglieder durch ihre Jahresbeiträge die Arbeit des Kreisverbandes.
Hilfssendungen mit zusätzlichen Geld- und Sachspenden der Freisinger Bevölkerung gingen beispielsweise nach Debrecen in Ungarn (Unterstützung einer RK-Armenküche), in den Kosovo (Flüchtlingslager) und nach Sri Lanka (Kinderheim), um nur einige zu nennen.

Aus Rumänien und Russland kamen um 1990 viele deutschstämmige Aussiedler zu uns nach Deutschland. 70 davon wurden in Freising über mehrere Monate in den Räumen einer ehemaligen Ersatz-Kaserne der Bundeswehr betreut.

1993 schlossen sich Sanitätskolonne und Frauenbereitschaft zur Bereitschaft Freising zusammen und arbeiten seitdem unter einer Führung gemeinsam für die gute Sache.

Anlässlich der Feier 1000-Jahre-Marktrecht der Stadt Freising beteiligten sich alle Gliederungen 1996 am historischen Festzug. Mitglieder der Bereitschaft zeigten ein, als Transportwagen für Verletzte umgebautes Fuhrwerk, gezogen von einem Pferdegespann und gingen zudem mit einer alten Rolltrage mit.

 

Beim historischen Festzug, anlässlich der 1000-Jahre-Marktrecht-Feier in Freising, 1996, zeigte die Bereitschaft einen nachgebauten Wagen und eine originale Rolltrage.

 

Beim "Amoklauf" an der Freisinger Wirtschaftsschule 2002, war ein riesiges Aufgebot von Polizei und Rettungsdienst im Einsatz. Da lange nicht klar war, was vor sich ging, kam auch der Betreuungszug zum Einsatz. In der Luitpoldanlage konnten viele Schüler, die vorsorglich aus anderen Schulen evakuiert worden waren, von ihren Eltern abgeholt werden.
25 Helfer des Kriseninterventions-Teams Erding/Freising, kurz KIT genannt, betreuten über mehrere Wochen ca. 700 Schüler, Lehrer und andere, hautnah betroffene Menschen.

Der Betreuungsdienst und der Technische Zug hatten nicht zum ersten Mal beim Hochwasser 2005 in Freising viel zu tun. Die Feldküche versorgte Hochwasserhelfer über mehrere Tage mit rund 2000 warmen Essensportionen und dazu noch mit kalter Verpflegung.

Selbstverständlich stellt auch die Freisinger Bereitschaft bei schwierigen, überregionalen Rotkreuz-Einsätzen Helfer zur Verfügung. So arbeiteten z.B. Freisinger im Auffanglager für DDR-Flüchtlinge Freilassing (1989), in Dresden beim Elbe-Hochwasser (2002) und in Regen bei der Schneekatastrophe (2006) mit.

Gleich mehrere ungewöhnliche Ereignisse gab es 2006.
Bei der Fußball-WM in Deutschland, wegen der guten Fußballspiele und der ausgelassenen Stimmung als "Sommermärchen" bezeichnet, wirkte natürlich auch Freisinger Sanitätspersonal mit.
Am 14. September stattete Papst Benedikt XVI. Freising einen Besuch ab. Für Sanitäts- und Rettungsdienst eine große Anforderung. Mit Hilfe aller Bereitschaften und Wasserwachten aus den Kreisverband, mit Helfern von Johannitern und Maltesern und einigen anderen Helfern konnte diese Aufgabe gemeistert werden.
Der Spatenstich zu einer neuen Fahrzeug- und Lagerhalle für den Katastrophendienst in Marzling wurde Ende des Jahres gefeiert. Nach Fertigstellung der Halle - mit viel Eigenleistung - wird endlich genügend Platz für Katastrophenschutzmaterial, Gerätschaften, Fahrzeuge, Container, usw. sein.

 

Ende September 2009 wird die Bereitschaft ihr 125-jähriges Bestehen feiern.
Sie kann stolz auf gute und erfolgreiche 125 Jahre zurückblicken!

26.07.2009
Johanna Eibl

 

Fragen und Anregungen per mail an: info@bereitschaft-freising.de
BRK Bereitschaft Freising - Rotkreuzstrasse 13-15 -
85354 Freising - Telefon: 08161/9671-0