Chronik
der BRK Bereitschaft Freising
Schon über einen längeren Zeitraum war man bemüht
das Versorgen von Verletzten ebenso gut in den Griff zu bekommen,
wie das Löschen von Bränden. Am 9. Juni 1884 gründeten
deshalb einige Feuerwehrmänner die Sanitätsabteilung der
Freiwilligen Feuerwehr Freising.
Doch bald verselbständigte sich diese Abteilung und wurde zur
Freiwilligen Sanitätskolonne Freising.
Man veranstaltete regelmäßig Ausbildungsabende mit Arztvorträgen
und viele Übungen, um bestens für den Ernstfall vorbereitet
zu sein.
Die Kolonne
wuchs. Reisemärsche in den Landkreis, verbunden mit größeren
Übungen förderten die Kameradschaft, und das praktische
Können wurde eingeübt und gefestigt.
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Das früheste, bisher bekannte Foto der
Freiwilligen Sanitätskolonne Freising, aufgenommen bei einer
Übung im Gelände, im Mai 1900. Im Hintergrund ist der
umgebaute Wagen zu sehen, rechts vorne die neue Rolltrage.
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Bisher hatte man schon
einen umgebauten Leiterwagen, der von Pferden gezogen wurde, als Transportfahrzeug
für mehrere Verletzte. Um die Jahrhundertwende kaufte man sich
eine fahrbare Krankentrage für 400RM.
Kranken- und Verletztentransporte, sowie Sanitätsdienste führte
man besonders gewissenhaft durch und so gelangten die Rotkreuzler
bald zu großem Ansehen in der Bevölkerung. |
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So sah der erste Freisinger Sanitätswagen
aus.
Laut Zeitungsbericht des Freisinger Tagblattes vom 18.12.1926 ist
es ein 10/45 PS Protos-Wagen, der in der modernsten Ausführung
eines Sanitätsautos hergestellt ist und in seinem Transport-Abteil
zwei Liegebahren und zwei Sitze aufweist; im übrigen ist der
Wagen mit allen neuzeitlichen Einrichtungen ausgestattet, hat u.
a. einen sehr reichhaltigen Verbandskasten, elektrische Heizung
und Beleuchtung, sowie Ballonreifen, die mit einer vorzüglichen
Federung der Chaffis jede Stoßwirkung beim Fahren bis auf
ein fast unmerkliches Minimum abmildern.
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Über die Zeit des
1. Weltkrieges gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen. Nur, dass
die Zahl der Kolonnen-Mitglieder auf 66 Mann angestiegen war, und
dass bis zum Jahre 1916 in den hiesigen Lazaretten 3442 Verwundeten-Transport
erledigt wurden.
Nach dem
Krieg, 1922 richtete man bei der Telefonzentrale im Rathaus eine
Nebenstelle für das Rote Kreuz ein, um die Hilfeleistungen
zu beschleunigen.
In diesem Jahr - man war immer noch ohne Auto - wurden 110 Lokaltransporte
und 16 auswärtige Transporte erledigt.
1924 beging
Freising acht Tage lang das große Korbiniansfest (1200-Jahr-Feier).
Die Kolonne leistete in diesen Tagen in mehr als 2500 Fällen
Hilfe.
Ein schweres
Eisenbahnunglück in Langenbach im August 1926, forderte 13
Tote und 29 Verletzte. Helfer und Opfer wurden mit Pferdefuhrwerken,
Brauereiwagen, einem Bus und einem Kaufhaus-Fahrzeug befördert.
Noch im selben Jahr kaufte man das erste Sanitätsauto für
Freising. Es war ein Protos-Krankenwagen in modernster Ausführung,
von der Firma Siemens und Schukert.
Im Jahre
1934 wurde die Frauenbereitschaft Freising gegründet. Streng
getrennt von der Kolonne hielt man die Ausbildungsabende ab. Die
meisten Frauen machten zuerst eine Ausbildung zur Schwesternhelferin.
Zu ihren Aufgaben gehörten vor allem Sanitätsdienste,
und auch als Beifahrer in den Sanitätsautos waren die Schwestern
unentbehrlich. Pflege und Nachtwachen bei Schwerkranken, abhalten
von Ausbildungskursen, Sammlungen aller Art, Glückshafendienste
usw. waren zu bewältigen.
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Gruppenfoto der Frauenbereitschaft Freising
um 1937.
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Kurz vor
Beginn des 2. Weltkrieges hatte die Kolonne den Befehl erhalten
für die Bevölkerung "Kurse in Erster Hilfe im Rahmen
des Luftschutzes" abzuhalten.
Währen des Krieges waren Rotkreuzler nahezu im Dauereinsatz.
Soldaten, die mit Zügen durch Freising fuhren, wurden mit Getränken
und Suppe versorgt, man half beim Aussteigen und bei sonstigen Bedürfnissen.
Einige Schwestern der Frauenbereitschaft bereiteten z. B. in der
Küche des Kolosseums Mahlzeiten für Bedürftige zu.
In den Lazaretten benötigte man viele Helferinnen. Rotkreuz-Frauen
waren hier ständig im Einsatz.
Zeitweise führte nur ein Kolonnenmitglied die anfallenden Transporte
durch und hatte seine liebe Not Beifahrer zu finden.
Wenige Tage vor Kriegsende, am 18. April 1945, starben 228 Menschen
bei einem Fliegerangriff auf Freising. 38 wurden schwer verletzt.
Nach dem
Krieg half das Rote Kreuz maßgeblich mit, wieder Ordnung in
den Alltag der Menschen zu bringen und Hilfe zu leisten, soweit
irgend möglich. So wurden z. B. viele Sammlungen veranstaltet.
Vor allem war Geld nötig, aber auch Sachspenden wie Kleidung,
Nahrungsmittel, Wolldecken, Spielzeug usw. wurden dringend gebraucht
und an Bedürftige weitergegeben. Hier waren besonders die Frauen
vom Roten Kreuz aktiv.
Der Suchdienst
entstand im 2. Weltkrieg. Besonders ab den Jahren der Vertreibung
war er nicht mehr wegzudenken. Auch im Kreisverband Freising waren
die Helfer damit beschäftigt Vermissten- und Suchanzeigen zu
notieren und zur Sammelstelle weiterzuleiten. So konnte sehr vielen
Menschen bei ihrer Suche geholfen werden.
Inzwischen
unterstützten viele ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, organisiert
in den Frauenbereitschaften, Schwesternschaften, Frauenvereinen
vom RK, den Sanitätskolonnen, der Wasserwacht und auch des
Jugendrotkreuzes, die wenigen Hauptamtlichen der Kreisstelle Freising
(ab 1947 Kreisverband) in der Erdinger Str. 6.
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Die Sanitätskolonne Freising
um 1948.
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Endlich
hatte man ein eigenes Vereins-Heim mit genügend Räumen
und Garagen. Der Neubau in der Rotkreuzstraße konnte 1956
eingeweiht werden.
Einige Wochen später, als es im benachbarten Krankenhaus brannte,
brachte man die evakuierten Patienten kurzerhand ins Rotkreuzheim
in Sicherheit.
Das Rote
Kreuz in Freising entwickelte sich prächtig. Es gab viele Neuerungen,
wie z. B. den Technischen Dienst, den Fernmeldedienst, Unterricht
im Funkverkehr und sogar eine Nähstube wurde eröffnet.
1963 stattete der Kreisverband drei Sanitätsfahrzeuge mit Funk
aus und installierte eine Funkstation im Rotkreuz-Heim.
Auch die Breitenausbildung der Stadt- und Landbevölkerung war
ein wichtiger Bestandteil der Rotkreuz-Arbeit. Neben Erster Hilfe
wurden auch folgende Kurse angeboten: Sofortmaßnahmen am Unfallort,
Häusliche Krankenpflege, Säuglingspflege, Herz-Lungen-Wiederbelebung,
Sanitätsausbildung und von der Wasserwacht natürlich Schwimmkurse.
Man betreute
fast täglich den sogenannten "Alten Club", in einem
eigenen Raum im Anbau des Rotkreuz-Heimes. Hier fanden viele Senioren
nicht nur Wärme in Form von geheizten Räumen, sondern
auch freundliche Aufnahme und Geselligkeit. Das BRK vermittelte
für die Leute auch Kur- und Erholungsaufenthalte, die es zum
Teil sogar noch bezuschusste.
Eine neue
Einrichtung revolutionierte den Rettungsdienst 1971 auch in Freising.
Der Notarztdienst wurde eingeführt. Der erste Notarztwagen,
durch Spenden finanziert, konnte am Marienplatz geweiht werden.
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1971 wurde der erste Notarztwagen am Marienplatz
geweiht.
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Das Rote
Kreuz organisiert weltweit Hilfe. Auch Freisinger Rotkreuzler meldeten
sich hin und wieder zu Auslandseinsätzen. Sie leisteten z.B.
in Algerien, Äthiopien und Italien bei Erdbeben oder Hungerkatastrophen
aktive Hilfe vor Ort.
Nach einem
Erste Hilfe Kurs und mehreren Übungsabenden bildete sich 1975
in Hemhausen eine neue, sehr aktive Rotkreuz-Gruppe, die der Bereitschaft
Freising angehört. Früher einmal gehörten insgesamt
15 solcher Ortsgruppen zum Kreisverband Freising.
Die Rettungsleitstelle
München, die unter anderem auch das Gebiet von Freising einschloss,
wurde 1978 in Betrieb genommen. So konnten die Einsätze jetzt
überregional koordiniert werden und der Rund-um-die-Uhr-Funkdienst
fiel für die Freisinger Kameraden weg.
Im Mai 1982
bekochten und verköstigten Feldküche, Sanitäter und
Schwestern ca. 370 behinderte Menschen und deren Betreuer, die mit
dem "Sonnenzug" während ihrer mehrtägigen Urlaubsfahrt
einen Zwischenhalt am Freisinger Bahnhof machten.
Mittelbeschaffung
war schon immer ein sehr wichtiger Bestandteil der ehrenamtlichen
Tätigkeit. Von je her waren Lotterieausspielungen ein gutes
Mittel wohltätige Vereine finanziell zu unterstützen.
Seit 1951 darf das Rote Kreuz im Freisinger Volksfest einen Glückshafen
zu seinen Gunsten betreiben. Über viele Jahre waren Haus- und
Straßensammlungen eine wichtige Einnahmequelle. Aber auch
durch verschiedene Veranstaltungen wie z.B. Schafkopfrennen, Adventsverkauf,
Altpapier- und Altkleidersammlungen, usw. kann man Geld einnehmen,
um Notwendiges zu finanzieren. Heute unterstützen viele passive
Mitglieder durch ihre Jahresbeiträge die Arbeit des Kreisverbandes.
Hilfssendungen mit zusätzlichen Geld- und Sachspenden der Freisinger
Bevölkerung gingen beispielsweise nach Debrecen in Ungarn (Unterstützung
einer RK-Armenküche), in den Kosovo (Flüchtlingslager)
und nach Sri Lanka (Kinderheim), um nur einige zu nennen.
Aus Rumänien
und Russland kamen um 1990 viele deutschstämmige Aussiedler
zu uns nach Deutschland. 70 davon wurden in Freising über mehrere
Monate in den Räumen einer ehemaligen Ersatz-Kaserne der Bundeswehr
betreut.
1993 schlossen
sich Sanitätskolonne und Frauenbereitschaft zur Bereitschaft
Freising zusammen und arbeiten seitdem unter einer Führung
gemeinsam für die gute Sache.
Anlässlich
der Feier 1000-Jahre-Marktrecht der Stadt Freising beteiligten sich
alle Gliederungen 1996 am historischen Festzug. Mitglieder der Bereitschaft
zeigten ein, als Transportwagen für Verletzte umgebautes Fuhrwerk,
gezogen von einem Pferdegespann und gingen zudem mit einer alten
Rolltrage mit.
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Beim historischen Festzug,
anlässlich der 1000-Jahre-Marktrecht-Feier in Freising, 1996,
zeigte die Bereitschaft einen nachgebauten Wagen und eine originale
Rolltrage.
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Beim "Amoklauf"
an der Freisinger Wirtschaftsschule 2002, war ein riesiges Aufgebot
von Polizei und Rettungsdienst im Einsatz. Da lange nicht klar war,
was vor sich ging, kam auch der Betreuungszug zum Einsatz. In der
Luitpoldanlage konnten viele Schüler, die vorsorglich aus anderen
Schulen evakuiert worden waren, von ihren Eltern abgeholt werden.
25 Helfer des Kriseninterventions-Teams Erding/Freising, kurz KIT
genannt, betreuten über mehrere Wochen ca. 700 Schüler,
Lehrer und andere, hautnah betroffene Menschen.
Der Betreuungsdienst
und der Technische Zug hatten nicht zum ersten Mal beim Hochwasser
2005 in Freising viel zu tun. Die Feldküche versorgte Hochwasserhelfer
über mehrere Tage mit rund 2000 warmen Essensportionen und
dazu noch mit kalter Verpflegung.
Selbstverständlich
stellt auch die Freisinger Bereitschaft bei schwierigen, überregionalen
Rotkreuz-Einsätzen Helfer zur Verfügung. So arbeiteten
z.B. Freisinger im Auffanglager für DDR-Flüchtlinge Freilassing
(1989), in Dresden beim Elbe-Hochwasser (2002) und in Regen bei
der Schneekatastrophe (2006) mit.
Gleich mehrere
ungewöhnliche Ereignisse gab es 2006.
Bei der Fußball-WM in Deutschland, wegen der guten Fußballspiele
und der ausgelassenen Stimmung als "Sommermärchen"
bezeichnet, wirkte natürlich auch Freisinger Sanitätspersonal
mit.
Am 14. September stattete Papst Benedikt XVI. Freising einen Besuch
ab. Für Sanitäts- und Rettungsdienst eine große
Anforderung. Mit Hilfe aller Bereitschaften und Wasserwachten aus
den Kreisverband, mit Helfern von Johannitern und Maltesern und
einigen anderen Helfern konnte diese Aufgabe gemeistert werden.
Der Spatenstich zu einer neuen Fahrzeug- und Lagerhalle für
den Katastrophendienst in Marzling wurde Ende des Jahres gefeiert.
Nach Fertigstellung der Halle - mit viel Eigenleistung - wird endlich
genügend Platz für Katastrophenschutzmaterial, Gerätschaften,
Fahrzeuge, Container, usw. sein.
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Ende September
2009 wird die Bereitschaft ihr 125-jähriges Bestehen feiern.
Sie kann stolz auf gute und erfolgreiche 125 Jahre zurückblicken!
26.07.2009
Johanna Eibl
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